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Bist Du noch Bi oder schon Pan?

homo.net Info vom 16. September 2021
von Webmaster Jan

 

Am 23. September, nächsten Donnerstag, feiern wir den internationalen Tag der Bisexualität. Wenn es nach Sigmund Freud (1856 - 1939) ginge, sollten alle mitfeiern. Er stellte die These auf, dass im Grunde jeder Mensch bisexuell sei. Gesellschaftliche Zwänge und Tabus führten aber häufig zur Unterdrückung der homosexuellen Anteile.

Sexualforscher Alfred Kinsey (1894 - 1956) hat in den 1940er-Jahren die sexuelle Orientierung der Menschen erstmals statistisch erfasst. Seine Kinsey-Skala reicht von null bis sechs, von ausschließliche heterosexuell bis ausschließlich homosexuell. Er fand durch Umfragen heraus, dass nur etwa die Hälfte der erwachsenen Männer in die erste Gruppe gehören und sich ausschließlich zu Frauen hingezogen fühlen. 4 % der Männer in der sechsten Gruppe lieben ausschließlich Männer. Die restlichen 46 % machen auch bisexuelle Erfahrungen, eingeteilt von eins bis fünf, mal weniger mal mehr.

Beim menschlichen Embryo erfolgt die geschlechtliche Differenzierung erstaunlich spät und gelegentlich nicht vollständig. Kinsey zeigte auf, dass Jugendliche erst verschiedene Phasen sexueller Orientierung durchlaufen, bis sie sich eindeutig festlegen.

Oder sich nicht eindeutig festlegen. Kinsey lehrte uns auch: Menschen können nicht in zwei separate Gruppen aufgeteilt werden, in Heteros und Homos. Die Welt kennt nicht nur Hennen und Hähne, sie ist nicht schwarz-weiß. Das ist das Fundament jeder Taxonomie, jeder Einordnung in Klassen. Nur der menschliche Geist erfindet Kategorien und zwingt unterschiedlichste Dinge in ein und dieselbe Schublade. Eine lebende Welt ist ein fließendes Kontinuum in jeder Hinsicht. Je eher alle das auch beim Sexualverhalten begreifen und akzeptieren, desto schneller werden wir ein fundamentales Verständnis der sexuellen Wirklichkeit erlangen.

Bis heute sind die genauen Gründe für die Entwicklung einer bestimmten sexuellen Orientierung umstritten. Wissenschaftler bevorzugen biologische Modelle für die Ursachen. Aber kaum einer glaubt, dass sie das Ergebnis eines einzigen Faktors ist. Gender wird bestimmt durch ein komplexes Zusammenspiel von biologischen Faktoren mit Umwelteinflüssen und wird in frühem Alter geformt. Es gibt wesentlich mehr Beweise für biologische als für soziale Ursachen der sexuellen Orientierung. Keine stichhaltigen Beweise gibt es dafür, dass Eltern oder frühkindliche Erfahrungen in Bezug auf die sexuelle Orientierung eine Rolle spielen würden. Kaum ein Wissenschaftler glaubt, dass die sexuelle Orientierung eine Wahl ist.

Heute wissen wir, dass alle erdenklichen Spielarten beim Menschen vorkommen. Sie sind alle natürlich. Nur die ewig Gestrigen, sowie rechtsradikale Parteien, korrupte Politiker, querdenkende Wissenschaftsleugner und natürlich immer wieder die Religionen bestehen noch immer auf einer eindeutig binären Einteilung in Mann und Frau und eine ausschließlich heterosexuelle Orientierung zwecks Vermehrung in binären Familien. Das stimmt gerade mal für die Hälfte der Menschheit.

Der Begriff Bisexualität bezeichnet klassischerweise, dass man sowohl auf Männer als auch auf Frauen steht. Pansexualität hingegen beschreibt Menschen, für die das Geschlecht beim Sex keine Rolle spielt. Sie lieben sowohl Männer als auch Frauen sowie alle, die fluid dazwischen liegen.

Heutzutage kann es kein starres Schema der Liebe mehr geben. Unser Liebesleben ist farbig und wird durch mehr Aufklärung ständig bunter. Jeder wie er mag. Das ist Freiheit. Das schafft Gleichberechtigung. Das bringt ein erfülltes Liebesleben für alle. Deshalb feiern wir nächsten Donnerstag die Pansexualität.

Es lebe die freie Liebe
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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